Bürgerbudgets und Diversität – Wichtige Themen beim Netzwerktreffen 2021

Bericht

Mit rund 45 Teilnehmenden war das digitale Netzwerktreffen der Jugend BEWEGT Kommunen am 20. September sehr gut besucht. Der Austausch zwischen Coaches, Fachkräften und Expert:innen im Themenfeld „Jugendbeteiligung“ fiel in diesem Jahr auf den Weltkindertag. Einem Tag an dem sich der öffentliche Fokus auf die Situation von Kindern und Jugendlichen richtet. Ein wichtiger Aspekt dabei ist das Thema „Beteiligung“, also die Berücksichtigung der Interessen junger Menschen sowie die Initiierung geeigneter Beteiligungsverfahren, über die sie ihr Lebensumfeld in den Kommunen mitgestalten können.

Impulse zu Diversität am Vormittag im Plenum

Um Jugendbeteiligung gut zu organisieren, brauchen Fachkräfte neben entsprechender Ressourcenausstattung immer mal wieder neue Impulse. Genau dazu dient ein solches Netzwerktreffen. Zur wiederkehrenden Frage „Wen beteiligen wir eigentlich?“ präsentierte Professorin Dr. Angelika Vetter von der Uni Stuttgart aktuelle Erkenntnisse der Bürgerbeteiligungsforschung. Angesprochen auf mögliche Folgen einer Wahlalterabsenkung, prognostizierte sie zudem, dass sich dadurch bei den Erstwähler:innen früh eine Wahlnorm, ja eine Wahlgewohnheit, herausbilden könne, die sehr wohl eine anhaltend höhere Wahlbeteiligung über den gesamten Lebenszyklus hinweg nach sich ziehen könne – so die vorherrschende Einschätzung der internationalen Wissenschaftscommunity. Weiter ausgeführt wurde das Thema „Diversität“ von Jana Freis. Die Vorsitzende für Externes beim Dachverband der Jugendgemeinderäte Baden-Württemberg e.V., gewährte Einblicke in deren aktuelle Förderperiode „Mandate sind für alle da!“. Unter anderem wirbt der Verband an einem monatlich erscheinenden „Diversity Friday“ auf seinen Social-Media-Kanälen für Diversität bei seinen Followern.

 

Bürger- und Jugendbudgets als Beteiligungsinstrumente initiieren

Ein zweiter Impuls widmete sich in drei Etappen der Frage, „Wie können Bürgerbudgets für Jugendliche genutzt bzw. speziell für Jugendliche aufgesetzt werden? Dr. Peter Patze-Diordiychuk von der Akademie für lokale Demokratie e.V. in Sachsen stellte das Beteiligungsinstrument „Bürgerbudget“ zunächst in seinen Grundzügen dar. Dr. Carsten Herzberg berichtete mit Blick auf Brandenburg, dass sich dort bereits 35% der Bevölkerung in ihrer Stadt an einem Budgetverfahren beteiligen können. Daran anschließend erläuterte er anhand eines Projekts des Vereins mitMachen e.V. in Potsdam, wie Budgetvorschläge von jungen Menschen in Bürgerbudgets, die allen Bevölkerungsschichten offenstehen, einfließen können. Abschließend berichtete Georg Stenkamp, Jugendkulturhausleiter in Marbach a.N. über das Konzept des Marbacher Jugendtopfs. Bei diesem Konzept, steht der Ideenwettbewerb zur Verwendung öffentlicher Gelder im Vordergrund, doch lassen sich damit, seiner Erfahrung nach, Bedürfnisse generell offenlegen und außerhalb des gesetzten Rahmens nachträglich bearbeiten. Georg Stenkamp bezeichnet entsprechende Budgets deshalb als einen „Hebel für die Jugendbeteiligung“. Im Hinblick auf den vorherigen Programmpunkt „Diversität“ weist Dr. Patze-Diordiychuk zurecht daraufhin, dass sich alle Einwohner:innen an Bürgerbudgets beteiligen können, also auch hierlebende Menschen ohne deutschen Pass, und nennt damit  einen weiteren Vorteil des Beteiligungsinstruments.

Workshoprunds für Kommunen und Coaches am Nachmittag

Nach einer einstündigen Mittagspause trennte sich das Netzwerk in zwei Gruppen auf. Verantwortliche Fachkräfte aus den Kommunen absolvierten bei Caroline Zielbauer (LJR), Fachreferentin der Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung, „den Workshop „Zugänge, Teambuilding und Kontinuität in Jugendgruppen“. Anhand eines Padlets wurden dabei Herausforderungen gesammelt und sich anhand von Fallbeispielen über mögliche Herangehensweisen in Gruppenarbeit beraten. Zeitgleich hatten die Coaches Gelegenheit sich über ihre Arbeit auszutauschen und das eigene Profil unter Anleitung von Martina Leidinger zu schärfen. Frau Leidinger bietet seit vielen Jahren deutschlandweit Fortbildungen in den Themenfeldern „Kinderschutz“ und „Kinder- und Jugendbeteiligung“ an.

Netzwerken digital und in Präsenz

Auch wenn der Austausch im Plenum und drei Runden Chatroulette gute Anlässe zum Netzwerken abgegeben haben, lassen sich Kontakte in Präsenz leichter knüpfen, so die Meinung von Programmkoordinatorin Melanie Schmitt. Sie freut sich deshalb darauf, das Treffen im Jahr 2022 als Präsenzveranstaltung abzuhalten.

Vielen Dank an alle Mitwirkenden und engagierten Teilnehmenden!

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